[Einfall des alten Schlafhauses auf dem S...
[Einfall des alten Schlafhauses auf dem Stift Mariæ.] [Zweene Pfaffen halten einen bösen Martinsabend.] [Söhnglocke.] Hatte auch unter der Zeit die Bürgerschaft zu Erffurt in dem unglück einer Belägerung gesteckt, das sie, solange als Teutschlandt Keiser gehabt, vormals nie erfahren: so hatte Gottes gericht insonderheit die Thumpfaffen daselbsten anno 1204. gezeichnet. Denn da war nicht allein zum bösen omine auf dem Stift Mariæ das Schlafhauss eingefallen, sondern als auch dererselben züchtigen Herren zweene mit ihren Köchinnen ein[en] frölichen Martinsabend gehalten, und sich mit also niedlicher speise und tranck ergetzet hatten, das einer zum andern gesprochen, es were kein Wunder, wenn die armen leuten ihren Dreck davon fräßen, worauf ihm der andere zur antwort gegeben, er hette gleich so auch sagen wollen, so hette ihm jener das Wort aus dem mundle genommen, sanck das Gemach und stube, da sie beysammen noch waren, ohnversehens plötzlich mit ihnen unter, also d(aß) sie in ein heimliche gemach fielen, und keiner weder lebendig, noch todt wiedergefunden, noch herfurglanget[!] und zur erden bestattet werden konte. Zu deßen ewigem gedechtnis denn von ihrer hinterlaßenen haab und gute das jährlich[...] geleute ward gestiftet, da noch alzeit auf den Martinsabendt vor ihrer Seelen h[eil] und errettung aus dem hollischen fewr von den Pfaffen auf dem Stift Mariæ von 6. uhr an bis halbweg 7. und dann zu[m] Sever von 8. uhr an b[is] auff 9. die Söhne Glocke, (wie man sie h[eißet,] wird geleutet. bis [auf] Mari æ liechtmess.
Das XIV. Capitel
Vom Pförtischen Hofe, und de n Klöstern der
Bahrfüssern, Predigern, Marienknechten und Weissen Frawen in Erffurt,
ingleichen vom Comtherhofe.
[Keiser Otto IV. abermals bekomt das Reich.] [1209] [1210] [Wird vom Pabst in bann gethan.] [1211] [Verjagt den Bischof zu Meintz in Türing(en).] Nach Keisers Philips tödtlichem Hintritt bekam zwar sein vorhin gewesener Gegener, Hertzog Otto von Braunschweig, auf einhellige beliebung der Stände, a[ls] die da wusten, Pabst Innocenti(us) III. were sein Patron, und möchte sonsten newe e[m]pörung und jammer zwischen ihnen wiederumb anrichten, d(as) Keiserthumb; wie ih m denn der Pabst anno 1209. zu Rom die Crone aufsetzte: und gewan es also [das] ansehen, als ob der Adler nu zum Drittenmahl hinunter zu den Sachsen fliegen wo[lte] und etwa da bleib(en). Es wolte aber nicht seyn. Denn der allerheiligste Vater machte wieder lose hän[del,] muthete diesem Keiser Otten IV. nach seiner Crönung einen eyd an, den er ihm dem Reiche zum abbruch thun solte, und da er ihm solchen abschlug, richtete er einen au[f]lauf wieder ihn an, d(aß) er in leibs und lebensgefahr bey dem Römischen pöbel gerieth. Doch schlug ers dapfer zurück mit den seinen; Zog vom Pabst wieder weg holete in der Lombardey Völcker, und fiel damit folgends Jahrs ins Thuschken landt, die Marck zu Ancona und Romandiola, nahm sie dem Pabst vorm mau[ln] weg, und weil der Pabst dem jungen Hertzog Fridrichen zu Schwaben und Pilner land, König zu Sicilien, Keiser Henrichs VI. Erben, geneigter mocht seyn, denn ihm rückte er auch in d(as) Pilnerlandt. Da thät ihn der Pabst in den Bann; sprach erstgedachtem König Fridrichen d(as) Keiserthumb zu; und zündete hierdurch abermals ein grewlich Kriegsfewr zwischen diesen beiden von ihm selbsten nacheinander ernanten Potentaten und ihren Bundsverwandten in Teutschlandt, Franckreich und Engellandt an dem Ertzstift Meintz zum besondern schaden. Denn ohngeachtet vorerwehnter Ertzbischoff Lupold II. sobald sein Herr und Patron, Keiser Philip, anno 1208. war entleibt worden, von beiden Stiftern Maintz und Worms hatte fortgemust, und Keiser Otto Cardinal Sigfrieden zu Maintz wiederumb eingesetzt: iedoch als diesem Sigfrieden II. der Pabst nu seine Bannbriefe wieder den Keiser zuschickte, sie im Reiche zu publiciren, fiel er geschwinde, als ein Ertz-Pabstheuchler, von seinem Keiser ab, undt bewiese ihm der Welt Danck. Das wolt ihm des Keisers bruder, Pfaltzgraf Henrich am Rhein, mit seinen beyständern nicht gut laßen seyn, sondern verhe rgte ihm anno 1211. all sein landt, ohn was feste städte waren, mit raub und fewr, und jagte ihm ein solche furcht in d(as) hertz, d(aß) er in d(as) landt zu Türingen entlief, und zwar nicht gen Er[f]furt, (als deren trew gegen dem ordentlichem höchsten Haupte nicht unbekant war[,)]